Die Pferde, die mich prägten - Teil 1

Mich fasziniert, wie Pferde mein Leben, meinen Charakter und meine Einstellung geprägt haben. Ich bin sehr dankbar, von ihnen und mit ihnen lernen zu dürfen.

Deshalb möchte ich euch mitnehmen auf meine persönlich Reise und Entwicklung und meine Erfahrungen und Erkenntnisse mit diesen wundervollen Tieren mit euch teilen.

 

MEIN ERSTES PFLEGEPFERD BRONCO - Eine Geschichte von Vertrauen, Herausforderungen und Glück im Sattel

 

Bronco war ein etwas verwöhnter, damals 10-jähriger, brauner Warmblutwallach mit 1,63 cm Stockmaß. Er hatte schöne, große, dunkle Augen, aus denen der Schalk blitzte. „Bronco“ steht für Mustang, ein ungezähmtes Pferd. Manchmal machte er seinem Namen alle Ehre. Im Großen und Ganzen war er jedoch ein zuverlässiges, duldsames Lehrpferd und für jeden Spaß zu haben.

 

Und so lernten wir uns kennen:

Es fing an im schönen Schwabenländle. Dort bin ich mit zwei Geschwistern aufgewachsen. Meine Eltern konnten aus verschiedenen Gründen zum Teil über längere Zeiträume emotional nicht für mich und meine Geschwister verfügbar sein.

 

So verbrachte ich viel Zeit einige Häuser weiter bei meiner Omi. Durch eine Bekannte von ihr machte ich mit neun Jahren Bekanntschaft mit Pferden. Diese majestätischen Tiere mit den großen Augen haben mich schon früh fasziniert. Nachdem meine Omi für mich einen kleinen Ausritt arrangieren konnte und ich einmal die Wärme, die Gelassenheit und Kraft von „Bronco“ spüren konnte, war ich von der „Pferdekrankheit“ infiziert.

Von da an durfte ich ihn öfter besuchen und reiten.

Die Zeit, die ich mit ihm verbrachte, war eine sehr glückliche und sehr lehrreiche Zeit für mich, für die ich Bronco von Herzen dankbar bin.

 

Stürze und andere Herausforderungen:

Nach dem ersten kleinen Ausritt, bei dem mich die Besitzerin führte, nahm sie mich beim zweiten Mal an die Longe. Das war der Tag, an dem ich zum ersten Mal vom Pferd stürzte. Bronco machte einen übermütigen Satz zur Seite und ich machte einen geschmeidigen Abflug. Ich wollte aber unbedingt reiten lernen und vertraute darauf, dass Bronco mir nicht weh tun würde.

Es sollte nicht der einzige Sturz bleiben. Während einer Gruppenreitstunde machte Bronco im Galopp in der Ecke bei M einen Satz zur Seite, ich rutschte seitlich am Bauch herunter und hing an seiner Seite wie ein Käfer. Mit einem Bein noch halb über dem Sattel und meinen Armen um seinen Hals geklammert, bekam ich bei jedem Galoppsprung seine linke Schulter gegen das Kinn. Doch loslassen wollte ich auf keinen Fall. Nach einer halben Runde hatte auch Bronco endlich genug und parierte durch.

Ebenso eindrücklich im Kopf geblieben ist mir ein Vorfall, bei dem er im Gelände nicht weiter vorwärts gehen wollte. Ich klopfte wie verrückt mit den Unterschenkeln in seinen Bauch. Broncos Reaktion: Rückwärtsgang. Und so ging es für uns rückwärts in einen kleinen Graben. An dem kleinen Abhang verlor er das Gleichgewicht und so lagen wir zusammen im Graben.

Wenn Bronco auf seiner Lieblingsgaloppstrecke nicht durchparieren wollte, galoppierte er einfach weiter. Als ich nach rechts abbiegen wollte, er aber nach links, stürzte ich bei dem Haken den er schlug, nach rechts, er galoppierte ohne mich nach links weiter. Wir trafen uns wieder im Stall.

 

Freundschaft und Freiheit auf dem Pferderücken:

Die Belohnungen für solch herausfordernde Momente waren zum Beispiel solche, in denen ich meine Füße in die Bügelriemen stellte und wie ein Jockey durch den Wald galoppierte. Dann wurde Broncos Hals immer länger, die Ohren lagen flach am Kopf und mir trieb „der Fahrtwind“ Tränen in die Augen. Ich spürte seine Kraft und Freude und fühlte mich frei.

Wenn ich im „Damensitz“ am langen Zügel ritt, fühlte ich mich buchstäblich wie eine Königin. Und wenn es so schneite, dass ich nichts mehr sehen konnte, wusste ich, dass Bronco den Weg nach Hause finden würde.

 

Wenn ich beim stundenlangen Putzen und Kuscheln unter Broncos Bauch durchgekrabbelt bin oder rückwärts auf ihm saß, um die Kruppe zu bürsten, spürte ich Vertrauen und Leichtigkeit. Die vielen Male, in denen ich in kurzer Hose ohne Sattel zur Koppel geritten bin und sein Fell und seine Wärme auf der Haut spürte, fühlte ich mich glücklich und getragen. Aber Bronco wäre nicht Bronco gewesen, wenn er nicht auch mal beim Holen aus der Koppel plötzlich wie von der Tarantel gestochen losgerannt wäre. Hin zu der Pferdeherde auf der benachbarten Koppel. Alle Pferde galoppierten dann völlig verrückt über die Koppel. Die Herde innen, Bronco außen am Zaun.

 

Mit Bronco durfte ich auch meine ersten Turnier-Erfahrungen machen. Er trug mich brav und zuverlässig erst durch Reiterwettbewerbe (was war ich stolz, als wir bei unserem ersten Turnier direkt platziert waren) und später auch durch E-Dressuren und Springen.

 

Stallfreundschaft und gemeinsame Abendteuer:

Immer wenn meine Freundin Steffi die Ferien bei uns im Ort verbrachte, waren wir zusammen im Stall. Wir sind oft zu zweit ohne Sattel auf Broncos Rücken ausgeritten. Wir haben Äste auf einen Weg gelegt, um zu springen. Wir lagen im Heu, redeten und aßen Schokolade. Ein absolutes Highlight war eine Teestunde. Wir hatten die grandiose Idee, Tee aus Heublüten zu brühen. Ich habe selten so was Ekeliges wie diesen Tee getrunken.

 

Abschied von Bronco - Zeit der Veränderung:

Nach einigen Jahren Freundschaft musste Broncos Besitzerin ihn leider verkaufen.

Ich war wie vom Donner gerührt. Und habe es nie übers Herz gebracht, ihn bei seinem neuen Besitzer zu besuchen.

 

Ich durfte dann Broncos Stall- und Koppelgefährtin Weide reiten. Die Stute hatte ich schon eine Zeit lang immer mal wieder versorgt. Doch mit dem Reiten klappte es mit uns beiden leider gar nicht gut. Weide wurde immer unwilliger und ich immer unsicherer. So beendeten wir das Reiten und tüttelte ich sie einfach weiter. Weides Besitzerin kaufte sich bald ein zweites Pferd. Zu dem jungen Wallach Muscarie hatte ich von Anfang an einen guten Draht und auch mit dem Reiten funktionierte es gut. Wir hatten viel Spaß zusammen. Leider zogen die beiden Pferde nach einem Jahr in einen anderen Stall, den ich mit dem Fahrrad nicht erreichen konnte.

So kam es, dass ich dann eine kurze Zeit Libelle ritt. Eine gutmütige, ältere Zuchtstute, die jedoch bald wieder ein Fohlen erwartete.

Mit der jungen Haflingerstute Milena hatte ich dann mehr Zeit. Nachdem wir zusammengefunden und beide viel gelernt hatten, konnten wir eine recht erfolgreiche Saison lang zusammen in Dressurprüfungen starten. Wir waren aber auch stundenlang gemeinsam im Gelände unterwegs. Auf Sternritten und verschiedenen sonstigen Veranstaltungen.

 

Als ich in eine 50 km entfernte Großstadt zog, um dort mein Abi zu machen, war ich immer weniger im Stall. Es folgte eine sehr schwierige Phase, in der ich gar nicht mehr geritten bin. Am Tiefpunkt der Krise angekommen und mit der Frage, wie es weitergehen kann, beschloss ich, der Freude nachzugehen. Ich wollte glücklich sein in meinem Leben.

 

Meine Lebenslektion dieser Pferde:

Sie haben mich gelehrt, was Vertrauen bedeutet und was es heißt, getragen zu werden.

Ich lernte mit Niederschlägen umzugehen und mich über kleine Erfolge zu freuen. Und vor allem lernte ich, mich respektvoll durchzusetzen und lösungsorientiert zu denken.

Doch erst viel später habe ich die wohl wichtigste Lektion, die mich vor allem Bronco gelehrt hat, erkannt: Im Hier und Jetzt zu leben. Denn Pferde denken nicht an gestern. Und machen sich auch keine Sorgen um Morgen.

Ich bin sehr dankbar für die vielen glücklichen und lehrreichen Stunden im Hier und Jetzt, die ich mit Bronco und den anderen großartigen Pferden erleben durfte. 

Melanie Haußmann Coaching  - Collage Bronco
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Melanie Haußmann

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